Ob im Handel, im Handwerk oder in der Industrie - KMU, die zu 70% aus Familienunternehmen bestehen, sind ein wesentlicher Bestandteil der luxemburgischen Wirtschaft. Doch immer häufiger stellt sich die Frage der Unternehmensübertragung. In den nächsten zehn Jahren werden viele Firmenleiter das Rentenalter erreicht haben, aber nur wenige haben sich wirklich auf das Ende ihrer Tätigkeit eingestellt. Hier sind die wichtigsten Punkte, auf die Sie als Eigentümer oder Chef eines Familienunternehmens achten sollten.
Damit eine Übertragung erfolgreich verläuft, müssen vor allem die richtigen Fragen gestellt werden. Welche privaten Ziele haben Sie? Wie werden diese Ziele mit der Übertragung erreicht? Sind Sie bereit, Ihr Unternehmen zu verlassen? Worin werden Ihre zukünftigen Einnahmequellen bestehen? Verfügen Sie über eine ausreichende Altersversorgung? Wenn Ihre Einkünfte unabhängig vom Unternehmen nicht ausreichen, um Ihre Ausgaben zu decken, sollten Sie eine Art der Übertragung wählen, die Ihnen ein zusätzliches Einkommen ermöglicht. Ist es günstiger, wenn Sie und Ihre Familie die Kontrolle über das Unternehmen behalten, oder ist es besser, das Unternehmen an das Management, einen Investor, einen Private-Equity-Fonds oder ein anderes Unternehmen zu verkaufen?
Es ist wichtig, eine gute Unternehmensführung zu schaffen, bevor Sie Ihr Unternehmen übertragen. Erwerber, ob innerhalb oder außerhalb der Familie, sind meist eher mit menschlichen als mit rechtlichen oder wirtschaftlichen Problemen konfrontiert.
Wenn Sie Ihr Unternehmen an Ihre Nachkommen weitergeben möchten, sollten Sie so bald wie möglich ein offenes und ehrliches Gespräch mit ihnen führen. So können Sie sich auf eine gemeinsame Vision für die Zukunft des Unternehmens verständigen und sicherstellen, dass sie wirklich den Wunsch und die Fähigkeiten haben, das Unternehmen zu übernehmen. Sehr oft mischen sich Gefühle und Unausgesprochenes in das Geschäft, und viele Nachfolger aus dem Kreis der Familie übernehmen das Steuer eher aus Ehrfurcht als aus Berufung. Wenn das Gespräch positiv verläuft, muss anschließend ein Vertrag oder eine Grundsatzvereinbarung geschlossen werden, in der sich Nachfolger aus dem Kreis der Familie in gutem Glauben zu der zu gegebener Zeit geplanten Übertragung verpflichten.
Wenn Sie an einen externen Erwerber verkaufen wollen, müssen Sie eine betriebliche Nachfolge in Ihrem Unternehmen in die Wege leiten und dafür sorgen, dass Sie sich aus der operativen Steuerung des Unternehmens immer weiter zurückziehen. Andernfalls müssen Sie Ihr Unternehmen noch Jahre nach der tatsächlichen Veräußerung betreuen. Im schlimmsten Fall wird sogar die Bewertung Ihres Unternehmens negativ beeinflusst, weil es zu sehr von Ihnen abhängt.
Ein Unternehmen zu übergeben, vor allem, wenn Sie es mit eigenen Händen aufgebaut und ihm den Großteil Ihres Berufslebens gewidmet haben, ist keine leichte Aufgabe. Meistens messen Chefs dem Unternehmen einen hohen emotionalen Wert bei, was den Übergabeprozess sehr oft erschwert oder sogar verzögert. Um nicht in diese emotionale Falle zu tappen, sollten Sie einen kühlen Kopf bewahren und sich so früh wie möglich vorbereiten, spätestens ab dem Alter von 50 Jahren. So lautet die Empfehlung der IDEA-Stiftung, eine auf Initiative der Handelskammer gegründete Denkfabrik. Ein erfolgreiches Transferprojekt kann nämlich durchaus bis zu fünf Jahre dauern.
Die Übertragung des eigenen Unternehmens ist ein komplexer Prozess, der vielfältige Kompetenzen erfordert. Sich von Experten beraten zu lassen, ist daher eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Übertragung. Experten helfen Ihnen, die Auswirkungen der Übertragung auf Ihr Einkommen und Vermögen zu bewerten, und suchen gemeinsam mit Ihnen nach Möglichkeiten, um die Übertragungsmodalitäten steuerlich zu optimieren. Experten können Sie bei der objektiven Bewertung Ihres Unternehmens vor einer Übertragung maßgeblich unterstützen und gemeinsam mit Ihnen den "richtigen Preis" ermitteln. Diese können Sie auch bei der Suche nach dem idealen Kandidaten unterstützen, wenn Sie Ihr Unternehmen an einen familienfremden Käufer abgeben möchten. Schließlich könnte ein auf Firmenfusionen und -übernahmen spezialisierter Anwalt, der mit dieser besonderen Art von Transaktion vertraut ist, von großem Nutzen sein, um gegebenenfalls finanzielle und rechtliche Probleme im Zusammenhang mit der Übertragung Ihres Unternehmens zu vermeiden.
Noch ein letzter Tipp: Zögern Sie nicht, Ihre Bank zu kontaktieren. Die meisten Banken verfügen über ein Netz von Beratern, die auf Unternehmensübertragungen spezialisiert sind und Ihnen verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten anbieten können, insbesondere für Ihre neuen Projekte oder Ihr neues Leben.
02/2023
Das eigene Unternehmen zu übertragen oder zu veräußern, ist kein Tabu. Der Unternehmer ist immer dabei, Ideen umzusetzen, Innovationen zu schaffen, Mitarbeiter einzustellen... Hat er überhaupt Zeit, an die Übertragung des Unternehmens zu denken, sich frühzeitig hierauf vorzubereiten und sich generell um sein Vermögen zu kümmern?
Das Unternehmertum ist in Luxemburg sehr ausgeprägt, und Familienunternehmen machen bis zu 80% der luxemburgischen KMU aus. Diese Unternehmen ergänzen die lokale und grenznahe Wirtschaft an einem starken Finanzplatz.
Kennen Sie das Gesetz der drei Generationen? Die erste Generation baut das Familienunternehmen auf, die zweite führt es weiter und die dritte vernichtet es. Aber ist es wirklich so einfach? Trifft dieses Klischee zu, auch wenn es nicht Emotionen, Vernunft und gute Regierungsführung in den Mittelpunkt von Übertragungsprojekten stellt?