Inflation: Wie kann man sich vor ihren Auswirkungen schützen?

Nach einem entspannten Jahrzehnt dachte man, es gäbe keine Inflation mehr, doch als sie plötzlich Anfang 2022 ohne Vorwarnung ausbrach, hat sie fast jeden kalt erwischt. Die Inflation schlug regelrecht ein und scheint wohl noch eine Weile anzuhalten. Doch was genau versteht man unter Inflation? Was sind die Ursachen der derzeitigen Inflation? Welche Auswirkungen hat dies auf Ihre Kaufkraft, Ihre Ersparnisse und Ihre Anlagen?

Von Inflation spricht man, wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen über einen gewissen Zeitraum hinweg allgemein und dauerhaft steigen. Das Geld verliert an Wert und Sie können für denselben Betrag weniger kaufen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Stellen wir uns eine bestimmte Menge an Waren und Dienstleistungen vor, für die Sie im Juli 2021 noch 100 Euro bezahlt haben. Im Juli 2022 betrug die jährliche Inflationsrate in Luxemburg laut Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, 9,3%. Die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen kostet Sie also ein Jahr später 109,3 Euro!

Die derzeitige Inflation ist ein globales Phänomen, das vor allem Europa und den amerikanischen Kontinent betrifft. Im Juli 2022 erreichte sie in der Europäischen Union +9,8%, in den USA +9,1% und im Vereinigten Königreich +10,1%.

Warum sind die Preise so rasant gestiegen?

Dieser allgemeine Preisanstieg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Die wirtschaftliche Erholung nach zwei Jahren Lockdown ist der erste Grund. In den Jahren 2020 und 2021 haben die Haushalte aufgrund der Coronakrise ihre Ausgaben stark reduziert und kräftig gespart. Als die Pandemie dann unter Kontrolle und der Lockdown beendet war, kam das ersparte Kapital wieder frei. Man wollte die verlorene Zeit nachholen, wodurch die Nachfrage explosionsartig anstieg. Leider konnte das Angebot nicht mithalten. Die meisten Rohstoffindustrien hatten Mühe, wieder in Gang zu kommen. Auch die Personalbeschaffung in vielen Wirtschaftszweigen erwies sich als sehr schwierig, weil viele Mitarbeiter aus der Zeit vor der Pandemie nun in Erwerbszweige wechselten, die sie als weniger belastend empfanden. Diese Diskrepanz zwischen einer starken Nachfrage und einem geringeren Angebot führte zu einem allgemeinen Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen.

Es hätte auch schon bald wieder vorbei sein können, wären nicht zwei Ereignisse hinzugekommen: die russische Invasion der Ukraine und ein weiterer Lockdown in China. Da Russland und die Ukraine wichtige Rohstoffproduzenten sind (Öl und Gas in dem einen Land und Agrargüter in dem anderen), schossen die Preise in die Höhe, was zu einem deutlichen Anstieg der Kosten und damit auch der Preise für alle Produkte führte, die wir konsumieren (Lebensmittel, Heizung, Transport usw.). Nur wenige Tage später, im März 2022, verschärfte China die Situation noch weiter, indem man dort wegen der steigenden Coronazahlen einen erneuten Lockdown beschloss. Die Abkapselung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wirkte sich auf die globale Industrieproduktion und Logistik aus, da dies zusätzliche Engpässe verursachte. 

Wie kann man sich vor Inflation schützen?

Inflation, vor allem wenn sie wie derzeit einen Höchststand erreicht, ist niemals gut für den Geldbeutel. Auch wenn der luxemburgische Staat und die Sozialpartner ein Maßnahmenpaket beschlossen haben, um die Auswirkungen des Preisanstiegs abzumildern, besteht dennoch die große Gefahr, dass Ihre Kaufkraft in den kommenden Monaten beeinträchtigt wird, insbesondere dann, wenn die Inflation über das Jahr 2022 hinaus anhält. Auch Ihre Ersparnisse werden dadurch belastet. Da die Rendite Ihres Sparguthabens niedriger als die Inflationsrate ist, schrumpft das Kapital nach und nach, sodass Sie unter dem Strich Geld verlieren. Der Betrag bleibt der gleiche, nicht aber sein tatsächlicher Wert.

Was also muss getan werden, um den negativen Folgen der Inflation entgegenzuwirken? Wenn Sie „alle Eier in denselben Korb“ gelegt haben, nämlich hauptsächlich in Sparprodukte, wäre es vielleicht an der Zeit, Ihr Portfolio zu diversifizieren und sich vielleicht für Anlageprodukte zu entscheiden. Es besteht zwar immer das Risiko eines Kapitalverlusts, doch manche Anlagen sind riskanter als andere. Alles hängt von Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlegerprofil ab. Wenn Sie bereits langfristig angelegt haben, sollten Sie nicht überstürzt handeln, sondern Ihre Vermögensziele im Auge behalten. In Krisenzeiten ist es nie ratsam, die Ausrichtung der Anlagen zu ändern. Dafür ist es nicht nur zu spät, sondern Sie laufen auch Gefahr, mögliche finanzielle Aufschwünge zu verpassen, wenn die Krise vorbei ist.

Finanzielle Vermögenswerte in einer solch heiklen Zeit zu verwalten, ist keine leichte Aufgabe. Am besten sprechen Sie mit Ihrer Bank, um gemeinsam eine Bestandsaufnahme zu machen und um festzustellen, was im Hinblick auf Ihre persönliche Situation zu tun ist.

09/2022

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