Pressemitteilung

Luxemburg, 16/07/2021

Was unsere Einstellung gegenüber Sparen über uns sagt

Die letzte europaweite ING International Survey Umfrage bietet interessante Einblicke dazu, was unsere Einstellung gegenüber Sparen und Anlagen bestimmt. Während in Luxemburg äußere Faktoren wie die Coronakrise kaum Auswirkungen auf das Sparverhalten der Befragten gehabt zu haben scheinen, macht ein inhärenter Faktor einen großen Unterschied, wie wir sparen: unser Geschlecht. 

Hat die Pandemie zu einem Rückgang der Sparguthaben geführt?

Interessanterweise führte die Pandemie in Luxemburg zu einem angegebenen Rückgang der Sparguthaben lediglich bei einer Minderheit der Bevölkerung. Im Durchschnitt hatte die Pandemie keine Auswirkungen auf die Sparguthaben der Menschen. Wie unten dargestellt, waren die Befragten mit Wohnsitz in Luxemburg von der Coronakrise im Vergleich zum Rest Europas relativ unbeeinträchtigt geblieben. 12 % sparten aufgrund der Coronakrise jedoch weniger, während 32 % mehr sparen als vor der Pandemie. Unter den Letzteren gaben 73 % an, so vorzugehen, weil sie nicht die Möglichkeit hatten, wegen geschlossener Geschäften, abgesagten Veranstaltungen usw. zu Geld auszugeben.

Quelle: ING International Survey, Dezember 2020, Stichprobengröße für Luxemburg 516 Befragte, Stichprobengröße für Europa 12.772 Befragte.

 

Warum sollte man überhaupt sparen?

60 % der Befragten in Luxemburg, die in einem Haushalt ohne Sparguthaben leben (54 Befragte), fühlen sich mit der Höhe ihres Sparguthabens nicht wohl. Dieser Prozentsatz fällt auf 10 %, wenn die Haushalte zumindest einige Sparguthaben haben. Diese enorme Lücke deutet darauf hin, dass das Bargeld, das durch die erste Schicht des Sparguthabens bereitgestellt wird, wie z. B. Rücklagen für schlechte Zeiten und Sparkonten, am wirksamsten ist, um finanziellen Stress zu verringern. Für viele Menschen, deren finanzielle Lage riskant ist, kann die Einrichtung einer automatischen monatlichen Überweisung sogar in Höhe eines bescheidenen Betrags auf ein Sparkonto der beste Weg sein, um Stress zu reduzieren.

Was bestimmt unsere Einstellung gegenüber Sparen?

Weder Alter noch Bildung, Arbeitsstatus oder Region machen direkte Unterschiede in der Art und Weise, wie wir sparen und anlegen, mit der offensichtlichen Ausnahme, dass sie beeinflussen, wie viel wir sparen können – nämlich unser Sparpotential. Auch die Staatsangehörigkeit – Luxemburgisch oder sonstige – spielt in unserer Einstellung gegenüber Sparen und Anlegen fast keine Rolle[1]. Befragte, deren Staatsangehörigkeit Luxemburgisch ist, bevorzugen ebenfalls Anlagen in Immobilien lediglich etwas stärker (72 %) als Ausländer (66 %).

Die entscheidende Rolle des Geschlechts

Der einzige Faktor, der allerdings offenbar einen erheblichen Unterschied in der Art und Weise, wie wir sparen und anlegen, macht, ist das Geschlecht. Alles beginnt mit dem Selbstvertrauen. Einer von drei Männern, aber nur eine von sieben Frauen, bewerten ihr eigenes finanzielles Wissen mit 8 oder besser auf einer Skala von 0 bis 10 (wobei 0 überhaupt nicht sicher und 10 vollkommen sicher entspricht).

Dann geht es weiter mit den Anlagepräferenzen. Auf die Frage, was sie als beste langfristige Anlage (10 Jahre) empfehlen würden, nennen Frauen weniger Möglichkeiten als Männer (1,7 im Vergleich zu 2 im Durchschnitt). Immobilien haben bei beiden Geschlechtern eindeutig den Vorzug, da sie von 69 % der Befragten genannt wurden. Ebenso beliebt sind auch individuelle Pensionsfonds mit rund einem Viertel der Befragten auf beiden Seiten. Doch damit enden auch schon die Ähnlichkeiten: Luxemburger Männer empfehlen weitaus wahrscheinlicher die Anlage in ertragsstärkere Vermögenswerte wie Aktien und Investmentfonds (29 % der Männer würden eine Anlage in Fonds empfehlen, aber nur 10 % der Frauen geben dieselbe Empfehlung ab), während Frauen eher Anlagen bevorzugen, die für gewöhnlich als sicher gelten und niedrige Ertragschancen aufweisen, wie Sparkonten.

Wenn Sie die beste langfristige Anlage (10 Jahre) empfehlen müssten, welche der unten aufgeführten Anlagen würden Sie empfehlen? (wählen Sie höchstens 3)

Männer

Frauen

 

Immobilien (71 %)

Immobilien (68 %)

 

Investmentfonds (29 %)

Sparkonto (34 %)

 

Sparkonto (27 %)

Individueller Pensionsfonds (28 %)

 

Aktien (26 %)

Aktien (12 %)

 

Individueller Pensionsfonds (24 %)

Investmentfonds (10 %)

 

Anleihen (12 %)

Anleihen (7 %)

 

Sonstige (5 %)

Start einer Geschäftstätigkeit (6 %)

 

Start einer Geschäftstätigkeit (5 %)

Arbeitgeberpensionsfonds (5 %)

 

Arbeitgeberpensionsfonds (4 %)

Sonstige (3 %)

 

Bedeutet das, dass Frauen naturgemäß konservativere Anleger sind als Männer? Nicht unbedingt. Andere Faktoren, wie z. B. das Anlagepotential, können ebenfalls eine Rolle spielen. Für jede als Teilzeitkraft arbeitende Frau arbeiten 2 Frauen Vollzeit. Laut dem in der Umfrage angegebenen Beschäftigungsstatus arbeiten für jeden als Teilzeitkraft arbeitenden Mann 62 Männer Vollzeit. Für eine Frau ist es 19 mal wahrscheinlicher als für einen Mann, als Teilzeitkraft zu arbeiten, was bedeutet, dass sie ein niedrigeres Gehalt im Vergleich zu ihrem männlichen Gegenüber verdienen und als Folge weniger Geld haben, um es anzulegen.

Und dies beginnt schon früh! Auf die Frage, ob ihnen in ihrer Kindheit Taschengeld gegeben wurde, gaben mehr Männer als Frauen an, regelmäßig Taschengeld (48 % im Vergleich zu 40 %) oder Geld für ihre Arbeit zu Hause (19 % im Vergleich zu 12 %) oder sogar für die Arbeit außerhalb des Hauses (23 % im Vergleich zu 16 %) erhalten zu haben. Und 20 % der weiblichen Befragten erhielten in ihrer Kindheit überhaupt kein Taschengeld, im Vergleich zu lediglich 11 % der Männer.

Was können wir daraus schließen?

Die wichtigsten Schlussfolgerungen dieser Umfrage sind, dass die erste Schicht des Sparguthabens die wichtigste ist und, dass weniger als jeder fünfte luxemburgische Einwohner durch die Pandemie finanziell beeinträchtigt wurde, während es der Mehrheit, zumindest finanziell, besser als zuvor erging. Die wichtigste Lehre betrifft jedoch das Geschlecht: Frauen, die heute in Luxemburg leben, scheinen mit weniger Affinität zum Geld aufgewachsen zu sein als Männer. Darüber hinaus scheint es, als hätten sie weniger Möglichkeiten zum Umgang mit Geld, und dass sie im Laufe ihrer Karriere weltweit deutlich weniger verdienen als Männer, da sie weniger Jahre Erfahrung als Vollzeitkräfte vorweisen können. All diese Faktoren können erklären, warum Frauen weniger Geld beiseitelegen können, warum sie weniger Vertrauen in ihre Fähigkeit haben, Geld anzulegen, und warum sie zögern, in Wachstumsvermögenswerte anzulegen. All das erklärt dann, warum ihr Nettovermögen langfristig deutlich langsamer wächst als jenes von Männern.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass weithin empfohlene Maßnahmen wie die Aufteilung des Elternurlaubs, die Vermeidung von Lohndiskriminierung, die Nichtbenachteiligung von Mutterschaftsurlaub usw., obwohl sie in ihrem eigenen Recht wichtig sind, nicht ausreichen, um die finanzielle Kluft zwischen den Geschlechtern zu verringern, weil Frauen relativ spät im Leben beginnen, nachdem ihre „finanzielle Einstellung“ mehr oder weniger vollständig gebildet wurde. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sind Anlagen in die finanzielle Bildung von Kindern und Jugendbildung, vor allem für Mädchen, und die Sicherstellung einer bereits frühen Chancengleichheit, um eine Affinität mit bezahlter Arbeit und Geld zu entwickeln, vielversprechende Wege, die ebenso notwendig sind, wie sie übersehen werden.

[1] Unter den 516 Luxemburger Einwohnern, die an der Umfrage teilgenommen haben, waren 53 % Luxemburger, wobei weitere 37 % der Befragten aus Frankreich, Portugal, Belgien und Italien stammten. Die Umfrage ist in Bezug auf die Staatsangehörigkeit repräsentativ. Diese Umfrage wurde von IPSOS in ganz Europa und TNS Ilres in Luxemburg durchgeführt.

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